Der Bann (Die Hexen von Savannah 1) by Horn J.D

Der Bann (Die Hexen von Savannah 1) by Horn J.D

Autor:Horn, J.D. [Horn, J.D.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-17T23:00:00+00:00


Nach der Dusche zog ich ein Cocktailkleid im Stil der fünfziger Jahre über, das mir Ellen geschenkt hatte. Ich ließ das Haar offen und legte die Perlenkette an, die ich von Iris zu meinem achtzehnten Geburtstag bekommen hatte. Dann grub ich noch ein Paar flache Ballerinas aus und fühlte mich wieder so mädchenhaft wie als kleine Prinzessin zu Halloween.

An Ellens Tür hörte ich von innen Wrens Stimme. Ich wollte klopfen und fragen, ob Ellen fertig sei, doch die Versuchung zu lauschen war einfach unwiderstehlich.

»Maisie hat dir Angst gemacht.« Wrens hohe Kinderstimme drang glockenhell durch das Eichenholz.

»Oh ja«, antwortete Ellen gedämpfter.

»Mir auch«, gestand Wren und die Stille danach deutete an, dass ihn Ellen tröstend in die Arme schloss.

»Niemand darf dir wehtun, Baby«, sagte sie beruhigend.

»Ich hab dich lieb«, piepste Wren. Ob er überhaupt zu echten Gefühlen fähig war?

»Ich hab dich auch lieb, kleiner Mann.« Ich biss mir auf die Lippe; früher nannte sie Paul ihren »kleinen Mann«. Wren so zu nennen, fand ich nicht gerade gesund.

»Ist Maisie böse?«

»Nein, wieso denn, Schätzchen«, sagte Ellen überrascht. »Sie ist einfach jung und durcheinander und hat jetzt eine große Aufgabe. Aber sie ist ganz bestimmt nicht böse.«

»Ich glaube, sie ist böse. Sie hat Mercy bestohlen.« Ich horchte auf und lehnte mich dichter an die Tür. »Die Kraft hat nicht sie gewollt, die Kraft wollte Mercy.«

Ich unterdrückte den Impuls, laut aufzulachen. Was für ein lächerlicher Gedanke. Weshalb sollte mich die Kraft nach fast einundzwanzig Jahren völliger Missachtung plötzlich auserwählen. Ich bezweifelte, dass sie es sich anders überlegt hatte und mir einen Orden hatte geben wollen.

Ellen schwieg einen Moment. »Maisie ist nicht böse«, unterstrich sie abschließend. »Sie ist meine kleine Nichte. Aber vielleicht hast du recht. Ich verstehe nicht, was letzte Nacht passiert ist, aber mein Gefühl sagt, das rote Los hat das richtige Mädchen getroffen. Ich kann’s nicht erklären, aber bestimmt ist nicht alles so eindeutig entschieden, wie Iris es gerne hätte. Bei Emily lagen die Dinge niemals eindeutig, wie sollte es da bei ihren Töchtern anders sein.«

»Warum zittert deine Hand so?« Wren wechselte schon wieder das Thema, ich dagegen versuchte noch, die Worte meiner Tante zu verdauen.

»Meine Nerven, Baby, nur die Nerven.«

»Nach einem Drink geht’s dir bestimmt besser«, schlug Wren vor. Mir klappte der Kiefer herunter.

»Nein. Ich habe es meiner Familie und Mercy versprochen.«

»Ich sag auch nix. Ein kleines bisschen hilft. Maisie ist schuld.« Dieser kleine Mistkerl. Verlieh er nur Ellens eigenen Beschwichtigungen seine Stimme, oder fürchtete er um seine Kraftquelle, falls sich Ellen in den Griff bekam? Ich musste mit Iris und Oliver über Wren sprechen, und zwar bald.

Ich klopfte an die Tür, bevor sie Wrens Rat befolgen konnte.



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